Mein heutiger Blogpost ist für alle, welche daran interessiert sind, in der Hotelindustrie in Japan zu arbeiten. Ob traditionelles Ryokan oder Businesshotel, wer als nicht Japaner in dieser Branche arbeiten möchte, braucht ein spezielles Visum und natürlich die nötigen Japanischkenntnisse. Doch fangen wir ganz am Anfang an.
Visa-Arten
Japan kennt viele Visa-Arten, was es recht kompliziert machen kann, das Visa zu finden, welches man für seinen eigenen Aufenthalt braucht. Alle aufzulisten würde den Rahmen des Posts sprengen, weshalb ich mich auf die Visa konzentriere, welche ich bisher erhielt.
2015-2016 kam ich zum ersten Mal über ein Working-Holiday Visum nach Japan. Ein Visum, welches es mir ermöglichte, ein Jahr lang in Japan zu leben, zu reisen und zu arbeiten. Dieses Visum kann nur einmal im Leben ausgestellt werden und ist das Visum, welches die meisten Freiheiten mit sich bringt. Man ist nicht an einen festen Arbeitgeber gebunden, braucht keinen festen Wohnsitz und kann fast jeden Beruf ergreifen.
Für spezifischere Informationen empfehle ich die Webseite der japansichen Botschaft. Diese hat mir damals bei meinen Recherchen sehr geholfen.
Ich hatte meine Reise damals über die Organisation WWOOF Japan organisiert. Farmen, Kindergärten und Familienbetriebe waren für ein Jahr mein zu Hause und halfen mir Land und Leute besser kennenzulernen. Mein alter Blog von damals ist noch online, falls ihr interessiert seid, könnt ihr gern vorbeischauen.
2019 reiste ich für 3 Wochen als Urlauber nach Japan. Dafür brauchte ich kein Visum, sondern erhielt einfach den normalen Touristen Aufkleber in meinen Reisepass und durfte mich somit legal bis zu 3 Monate in Japan aufhalten. Das Touristen-Visum, wie der Aufkleber genannt wird, erlaubt nur das Reisen selbst und nicht das Nachgehen von vergüteten Tätigkeiten.
Im Frühling 2022 ging es für mich, nachdem der ganze Corona-Schmus endlich rum war, mit einem Studentenvisum nach Japan. Hierfür benötigte ich eine Sprachschule, welche als Bürge für die Visa-Ausstellung fungierte. Ich musste nachweisen, dass ich die Sprachschule bezahlt hatte und mein Leben in Japan finanzieren konnte. Ich glaube, es waren damals 10.000 Euro, welche ich auf meinem Bankkonto nachweisen musste, um das Visum ausgestellt zu bekommen. Weiterhin brauchte ich:
Das “Certificate of Eligibility” (CoE), welches von der Gastinstitution ausgestellt wird (das Original, sowie eine Kopie)
Das Antragsformular des Visums
1 Passfoto (muss auf das Antragsformular geklebt werden)
Einen gültigen Reisepass
Nachdem damals alles erledigt war, musste ich nur noch darauf warten, das Japan seine Grenzen öffnete, was dann nochmal ein halbes Jahr ab erhalt des Visums dauerte. Aber die Geschichte habe ich ja schon erzählt.
Das Studentenvisum erlaubt es dir, in Japan Teilzeit zu arbeiten, solange dieser Nebenjob deinen Fokus, nämlich das Studium selbst, nicht beeinträchtigt. Für mich war dies der Job in der Touristeninformation in Nihonbashi.
Weiterhin ist zu beachten, dass du nach dem Abschluss, beziehungsweise nach der Exmatrikulation, der Universität NICHT MEHR unter dem Studentenvisum arbeiten darfst!
Nun brauchst du ein anderes Visum, welches sich ab jetzt nach deinem Tätigkeitsfeld richtet. Und ab jetzt wird es richtig kompliziert!
Für mich stand fest, dass ich nach der Sprachschule in einem Ryokan arbeiten wollte. Da ich jedoch etwas langsam mit recherchieren war, verpasste ich den letzten Test im Jahr 2022, welchen ich für das Spezielle Fähigkeiten Visum gebraucht hätte, was für die Arbeit in einem Ryokan notwendig ist. Zum Glück war sowohl das Ryokan, als auch die Mutterfirma gewillt, mich erst einmal mit einem normalen Arbeitsvisum anzustellen. Dies kam jedoch mit einigen Einschränkungen daher.
Für die Beantragung des Arbeitsvisums beauftragte ich eine Anwältin in Tokyo, welche auf diesen Bereich spezialisiert war. Das kostete mich und das Ryokan einige Yen, machte den Ablauf aber sehr viel einfacher. Ich erhielt im Januar 2023 mein neues Arbeitsvisum und zog nach Yugawara, um meiner neuen Anstellung nachzugehen. Das normale Arbeitsvisum, auch Engineer/Specialist in humanities/International services genannt, ist das Visum, was am häufigsten ausgestellt wird. Hier muss die Firma nachweisen, warum sie einen Ausländer für die ausgeschriebene Stelle nastellen wollen und keinen Japaner. Oft werden hier Übersetzertätigkeiten oder in meinem speziellen Fall, der Empfang und die Abfertigung von Gästen, welche keine Japanisch sprechen, angegeben. Im Gegensatz zum Spezielle Fähigkeiten Visum erlaubt das Arbeitsvisum es jedoch nicht, mit Lebensmitteln umzugehen, was mein Arbeitsfeld auf den Empfang, Check-in und Check-out beschränkte, bis ich das neue Visum in Händen hielt.
Spezielle Fähigkeiten Visum
Kommen wir nun zu dem Visum, welches ich eigentlich haben wollte. Voraussetzungen für dieses Visum sind, anders als für das normale Arbeitsvisum, ein CoE, welches von der Firma ausgestellt wird, welche mich anstellt, die Antragsformulare, ein Nachweis über meine japanisch Fähigkeiten (JLPT oder JFT Basic), sowie das Bestehen des "Spezielle Fähigkeiten Tests für Hotellerie". Letzterer wird nur vier mal pro Jahr angeboten und ich hatte Glück, das er 2023 im Januar direkt in der zweiten Woche in Tokyo angeboten wurde. Der Test ist komplett auf Japanisch und umfasst einen Frage-Antwort Teil, bei welchem man passend zur beschriebenen Situation eine Reaktion auswählen muss, sowie einen Hör- und Sprachteil auf Japansich. Nach 45 Minuten ist der Spuk um, und man darf einen Monat auf die Ergebnisse warten.
Den JLPT N2 hatte ich im Dezember 2022 zum zweiten Mal in Angriff genommen, jedoch ganz knapp mit 4 fehlenden Punkten, nicht bestanden. Da dieser Test nur zwei mal im Jahr angeboten wird, entschied ich mich dafür den JFT Basic, einen anderen, etwas unbekannteren Sprachtest, zu nehmen und bestand mit 98%. Vergleichbar mit dem JLPT N4 Level. Mein Japanisch Level befindet sich aktuell im Bereich Konversation auf dem Stand N2, obwohl ich mich, wenn es an das Schreiben und Lesen von Kanji geht, wahrscheinlich auf dem Level N4 oder N3 befinde. Für das Bestehen des Hotellerie Tests hat es jedoch scheinbar gereicht.
Ich erhielt Ende Februar 2023 das Zertifikat und konnte mich nun, mithilfe des Ryokans, für das spezielle Fähigkeiten Hotellerie Visum bewerben und erhielt im Juni das neue Visum. Von diesem Moment an vergrößerte sich mein Arbeitsfeld von Empfangs- und Büroarbeit, zu Restaurantbedienung, Reinigung der Badeeinrichtungen und Zimmerkontrollen. Meine Tage wurden länger, stressiger und unregelmäßiger, was sich sowohl körperlich als auch psychisch zeigte.
Nachdem ich es, man kann wirklich sagen 5 Monate unter den neuen Bedingungen "ausgehalten" habe, erschienen einige Herausforderungen auf der Oberfläche. Manchen von euch ist es eventuell bewusst, anderen noch nicht, aber in Japan hat man typischerweise, nachdem man eine neue Anstellung begonnen hat, Anspruch auf 10 bezahlte Urlaubstage. Ja, ihr habt richtig gelesen. In Worten ZEHN bezahlte Urlaubstage pro Jahr! Von diesen wollte ich natürlich ein paar nehmen um mit meinem Partner, welcher mich über Weihnachten besuchen wollte, ein paar schöne Tage in Okinawa zu verbringen. Als ich im Sommer mit meiner damaligen Chefin über das Thema sprach, war ihre Antwort: "Wir schauen mal, aber eigentlich sollte das in Ordnung gehen." Dies veränderte sich allmählich zu "Leider ist es uns nicht möglich, dir über Weihnachten diese Zeit freizugeben." was mich nur noch mehr dazu bewegte, mich für eine Kündigung zu entscheiden.
Ich kann sagen, dass mich diese Zeit viel gelehrt hat und mir in mehr als einer Hinsicht zeigte, was ich möchte und was ich vor allem NICHT möchte. Es hat meine Kommunikationsfähigkeiten gestärkt und mir geholfen, endlich für mich einzustehen und meinen Wert als Person einzufordern.
Für alle, die daran interessiert sind, in einem Ryokan in Japan zu arbeiten, seid euch bewusst, dass dieser sehr körperlich ist und viel von euch abverlangen wird. Falls ihr, wie ich damals, vorhabt, noch anderen Aktivitäten nachzugehen, passt auf eure Energiereserven auf und lasst euch nicht unter Wert bezahlten. Kümmert euch frühzeitig um das "Spezielle Fähigkeiten Visa" und vergesst nie, dass Arbeit Spaß machen sollte.
Falls ihr Fragen habt, oder an weiteren Themen interessiert seid, lasst mir einen Kommentar da, damit ich die Fragen beantworten kann.
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