Fallen die zwei Worte "grüner Tee" haben viele sofort das Bild von kleinen, bruchstückhaften Teeblättern vor sich. Dieser wird von den Verbrauchern in einen Teebeutel gekrümelt und mit kochendem Wasser begossen. Am besten kurz vergessen und der Teebeutel viel zu spät rausgenommen. Weil der Tee dann natürlich unglaublich bitter ist, wird dieser mit Zucker gesüßt, um dann getrunken zu werden. Ja, ich habe das früher selbst so gemacht. Heute bekomme ich bei dem Gedanken an diese Verschwendung Bauchschmerzen. Während meines ersten Japan Besuches erhielt ich die Möglichkeit zu lernen, wie man grünen Tee RICHTIG aufbrüht. Ich lernte viele verschiedene Varianten kennen, jedoch blieb mir am Ende immer ein vereinender Punkt im Kopf. Der Tee schmeckte NIE bitter!
Im folgenden möchte ich euch die 15 verbreitetsten Sorten vorstellen. Jedoch nicht ganz langweilig als Text, sondern als Bilder, damit ihr eine Vorstellung von den jeweiligen Sorten habt, über die ich später noch ausführlich spreche.
Sencha - 煎茶
Sencha ist der meist angebaute und getrunkene grüne Tee in Japan (etwa 78%).
Charakteristisch sind die dunkelgrünen, gerollten Blätter, welche sich beim Aufbrühen entfalten und den einzigartig, leicht bitteren Geschmack freigeben. Je dunkler und glänzender die Blätter sind, desto höher ist die Qualität.
In den westlichen Ländern gehört Sencha, neben Matcha, zu den am verbreitetsten Teesorten.
Matcha - 抹茶
Matcha wird traditionell bei Tee-Zeremonien zubereitet. Dieser Tee ist bitter und wird immer mit sogenannten
wagashi - 和菓子 (japanischen Süßigkeiten) gereicht.
Wörtlich übersetzt ist Matcha, zu Pulver vermahlener Tee, welcher in einer kleinen Schüssel, chawan - 茶碗, mit Wasser übergossen wird und mit einem kleinen Bambus Besen, chasen - 茶筅, aufgeschlagen wird.
Gyokuro - 玉露
Gyokuro ist einer der grünen Tees, die komplett beschattet wachsen. Die sogenannten Schatten-Tees besitzen eine besondere süße und viele gesundheitliche Vorteile.
Geformt wurden die heute als Nadeln sichtbare Teeblätter in früherer Zeit als Tautropfen, welche dem Tee seien Namen gaben.
Bancha - 番茶
Bancha ist der Tee für die gewöhnlichen Leute. Diese Sorte ist der am zweitmeisten getrunkene Tee Japans. Mit etwas 10% der Gesamtproduktionsmenge wird er oft als Tee für zu Hause genutzt.
Banca ist ein Oberbegriff für Sorten wie Akibancha, Yanagi, Meban, Hojicha oder Sannenbancha, welche in einem späteren Post ausführlich vorgestellt werden.
Genmaicha - 玄米茶
Genmaicha ist mein absoluter Favorit unter den japanischen Tees und meines Erachtens nach viel zu unterschätzt. Wer gern Kaffee trinkt, wird auch an diesem Tee gefallen finden.
Der warme, malzige Röstgeschmack entsteht beim rösten und poppen von braunen Reiskörnern, welche Sencha oder Bancha beigemischt werden. Durch die Streckung der Menge enthält Genmaicha weniger Koffein und ist dementsprechend auch abends trinkbar.
Hōjicha - 焙じ茶
Hōjicha heißt wortwörtlich gerösteter Tee und wird aus Bancha-Blättern hergestellt. Hierfür werden diese bei ca. 200°C geröstet und direkt abgekühlt. Dadurch erhält der Tee die typisch bräunliche Farbe mit einem herben Geschmack.
Kyobancha - 京番茶
Kyobancha, ist ebenfalls ein gerösteter Tee und enthält den Namen der Region in der er hergestellt wurde. Im Falle des Kyobancha ist es Kyoto. Je nach Region kann er auch Iribancha - いり番茶 oder Hirabancha genannt werden.
Er wird aus den letzten Blättern des Jahres hergestellt und gilt als recht minderwertiger Tee. Durch die lange Dämpfung von ungefähr 30 Minuten, der Trocknung und anschließenden Rötung erhält der Tee ein rauchiges Aroma und einen nusseigen Geschmack.
Tencha - 碾茶
Tencha ist ebenfalls ein japanischer Schattentee. Diese Sorte ist die Vorstufe des Matcha, wird jedoch in seltenen Fällen auch so getrunken. Anders als bei Gyokuro oder Sencha werden die Blätter vor der Trocknung nicht gerollt und nach der Trocknung werden die kleinen Äste vorsichtig von den Blättern getrennt. Da der Rollprozess fehlt, welcher das Aroma der Blätter freisetzt, ist Tencha ein sehr leichter Tee mit einem etwas wässrigen Aroma.
Kukicha - 茎茶
Kukicha heißt wort wörtlich übersetzt "Stängel-Tee". Dieser Name ergibt sich aus seiner Herstellungsweise. Beim Herstellungsprozess von Matcha und Sencha werden die Stängel aus praktischen und/oder ästhetischen Gründen entfernt. Diese entfernten Äste werden für die Herstellung von Kukicha verwendet. Der Tee hat meist einen milden Geschmack und ist gerade für Tee-Anfänger gut geeignet, da er unabhängig von der Brühmethode selten bitter wird.
Konacha - 粉茶
Konacha ist ein Restprodukt der Teeherstellung. Seine Qualität ist eher minderwertig, da er aus den Resten und dem Staub anderer Teesorten hergestellt wird. Der Tee wird oft in Teebeuteln verkauft, da die kleinen Partikel sonst mit in der Tasse landen würden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dieser Tee meistens süß und gleichzeitig herb schmeckt. Dies macht ihn zu einer willkommenen Sommererfrischung, wenn er kalt getrunken wird.
Kamairicha - 釜炒り茶
Kamairicha bedeutet wortwörtlich "Pfannen-gerösteter-Tee". Die Teeblätter werden in einer heißen Wokpfanne langsam geschwänkt wodurch diese allmählich getrocknet werden. Dieser Vorgang stoppt außerdem die Oxidation der Blätter und erhält deren Geschmack. Je nach Technikentstehen Tamaryokucha (gekräuselte Blätter) oder Kamanobicha (gerade, nadelförmige Blätter).
Sanpincha - さんぴん茶
Dieser Tee wird in Okinawa der südlichsten der japanischen Inseln hergestellt und auch am meisten getrunken.
Sanpincha oder auch Jasmintee ist einer der wenigen aromatisierten Tees Japans und wird heute noch in enger Zusammenarbeit mit chinesischen Teebauern hergestellt.
Oolong - 烏竜茶
Oolong Tee kommt ursprünglich aus China und Taiwan.
Inzwischen wird der halb-oxidierte Tee auch in Japan angebaut und verarbeitet. Die Teeblätter werden hierbei erste gewelkt, dann gerollt und anschließend getrocknet. Seine Farbe kann von wässrig grün bis hin zu einem dunklen braun reichen.
Wakōcha - 和紅茶
Wakoucha ist ein seltener in Japan angebauter Schwarztee.
Die Teeblätter, welche eigentlich für Grüntee genutzt werden sollen, werden erst gewelkt, dann gerollt und getrocknet. Dadurch erhält dieser Schwarztee einen leicht anderen Geschmack als der aus China importierte. Die Produktion des japanischen Schwarztees begann in der Meiji-Ära als Japan sich dem Ausland öffnete und hoffte seinen Tee in der Welt verbreiten zu können.
Dies hat jedoch leider nicht ganz funktioniert und
nur die Grüntee-Sorten haben es über die Landesgrenzen geschafft.
Fermentierte Tees
Weniger bekannt aber mit einer weitreichenden alten Geschichte sind die fermentierten tees in Japan beheimatet. Insbesondere auf der Insel Shikoku werden diese hergestellt.
Die Blätter werden bis zum Ende des Sommers wachsen gelassen und nach dem pflücken gekocht. Danach werden diese für mehrere Wochen oder Monate fermentiert und getrocknet. Je nach Verarbeitungsmethode, Fermentation und Herstellungsregion wir zwischen Goishicha, Awabancha, Kuroishizucha, Yamabuki Nadeshiko und anderen unterschieden. Auf der rechten Seite ist stellvertretend ein Awabancha zu sehen.
Falls ich nun dein Interesse am japanischen Tee geweckt habe oder du wissen möchtest, wo ich die ganzen Informationen her habe, bist du gern eingeladen durch die folgenden Quellen zu stöbern oder dich auf die kommenden Posts zu freuen.
Quellen:
Comments