top of page
tanjaschneider96

Kimono Wettbewerb

Aktualisiert: 21. Mai

Wusstet ihr, dass es in Japan einen Kimono-Anzieht-Wettbewerb gibt?

Ich wusste das nicht und war umso mehr überrascht, als meine Kimono-Lehrerin mich fragte, ob ich an diesem teilnehmen möchte.


 

Die von euch, die mich in persona kennen, wissen, dass ich nicht wirklich gern auf der Bühne stehe und von anderen Bewertet werde. Dementsprechend war mein Zögern in Bezug auf die Teilnahme an diesem Wettbewerb. Doch wie ihr auch wisst, fällt es mir sehr schwer "Nein" zu sagen, wenn ich das Gefühl habe, dass das Glück oder die Freude von anderen von meiner Teilnahme oder Leistung abhängt. Also sagte ich, nach mehreren Aufforderungen von Seiten der Mitglieder des Kimono-Clubs, ja zur Teilnahme an der Veranstaltung.


Tanzaufführung während des Contests

Für die Vorbereitung auf die Veranstaltung hatte ich effektiv ein halbes Jahr Zeit. Da jedoch der Unterricht nur alle zwei Wochen für 2 Stunden stattfand, hatte ich aktive Vorbereitung vielleicht insgesamt eine gute Woche.

Von: was brauche ich um einen Kimono anzuziehen, über in welcher Reihenfolge sind die einzelnen Schritte zu erledigen, bis hin zu "Jetzt wird kein Spiegel zur Kontrolle mehr genutzt" ging es sehr schnell. Meine Lehrerin war streng und forderte immer wieder Disziplin, Korrektheit und natürlich schnelles lernen. Wir hatten schließlich keine Zeit zu verlieren. Im Dezember und Januar 2022/23 übte ich fast täglich mindestens zweimal zu Hause den Kimono in den vorgegebenen 7 Minuten anzuziehen. Damit ihr eine kleine Vorstellung habt, wie das ganze abläuft und das 7 Minuten echt knapp sind, habe ich euch hier eine kleine Grafik aus dem Internet eingebaut.


Quelle: https://jw-webmagazine.com/yukata-how-to-wear-where-to-buy-rent-d1646fa14e10/

Anschließend muss natürlich noch der Obi gebunden werden. In meinem Fall war der Name der Schleife auf dem Rücken "O-Taiko". Eine recht einfache Bindeart, welche jedoch hinter dem Rücken gebunden wird und daher sowohl Flexibilität in den Schultern, als auch ein wenig Übung erfordert. Ich habe mich am Beitrag eines Kimono Magazins aus Japan orientiert, da es nur sehr wenige, brauchbare Grafiken im Internet zu dem Thema gibt. Ich glaube, da darf ich auch meinen Teil zu beitragen und ein paar ordentliche Grafiken erstellen.



Wie ihr sehen könnt, ist es gar nicht sooo einfach einen Kimono anzuziehen. Vor allem nicht unter Zeitdruck und auf einer großen Bühne. Die Nervosität, die vielen Menschen und der selbstgemachte Druck des Perfektionismus führten dazu, das ich, als es dann endlich losging, ein totales Blackout hatte. Es war nicht so, das ich mich nicht bewegen konnte, aber mein Kopf war leer und ich konnte mich an keinen einzelnen Schritt mehr erinnern. An genau dieser Stelle bin ich meiner Lehrerin für einen Satz sehr Dankbar. Sie meinte zu mir: "Es ist nicht dein Kopf, der sich an die Bewegungen erinnert. Es wird dein Körper sein, welcher die Bewegungen 1000 Mal wiederholt und verinnerlicht hat. Lass deinen Körper sich erinnern und die Führung übernehmen."

Am Anfang habe ich den Satz angetan und absolut nicht verstehen können. Doch als ich dann auf der Bühne stand und mir von außen zusah, wie sich mein Körper wie von selbst, ruhig, gelassen und sicher bewegte, verstand ich es.

Ich schaffte es, mich in knappen 6 Minuten anzuziehen, was auch für mich ein neuer Rekord war, und mit ein zwei kleinen Fehlern gelang es mir den dritten Platz in der Ausländer-Wertung zu erhalten. Eine große Ehre für mich und für meine Lehrerin.


Sowohl der Contest, als auch das Wissen, was ich durch den Unterricht erhielt, sind Erinnerungen und Erfahrungen, welche nicht zu ersetzen sind. Seit dem hat mich das Thema Kimono und japanische Kleidung im Allgemeinen noch mehr in seinen Bann gezogen und sich mir eine komplett neue Welt eröffnet. Ich bin Dankbar, dass ich gefragt wurde und ich bin Dankbar, das ich nicht "Nein" gesagt habe, obwohl ich es gern wollte. Manchmal stellt und das Universum Möglichkeiten zum Wachstum zur Verfügung, welche im ersten Moment angsteinflößend sein können, sich jedoch im Nachhinein als wundervolle Erfahrungen herausstellen.


Seit dem habe ich nicht nur weiterhin an meinen Kimono-Fähigkeiten und meinem Wissen gearbeitet, sondern auch weiterhin eine Kimono Schule besucht. Doch das ist Stoff für einen anderen Beitrag. Bleibt gespannt und freut euch auf neue Erzählungen aus Japan. Liebe Grüße und habt eine wundervolle Adventszeit.

 

Und für diejenigen, die sich meine komplette Performance anschauen möchten, hier der Link zum Youtube Video. https://youtu.be/y6NeRGAdwxM



7 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page